Konzeptionelle Merkmale von Haus Tabor in Wüstenrot
Was bedeutet cma - chronisch mehrfach abhängige
Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und beinahe täglich anzutreffen. Eine Alkoholsucht hat tiefgreifende Folgen in verschiedenen körperlichen, psychischen und sozialen Bereichen.
„Chronisch mehrfach geschädigt ist ein Abhängigkeitskranker, dessen chronischer Alkohol - bzw. anderer Substanzkonsum zu schweren bzw. fortschreitenden physischen und psychischen Schädigungen (inkl. Comorbidität) geführt hat.“ (Böttger/Härtel/Leonhardt/Mühler 1999)
Chronisch mehrfach abhängige Menschen haben in ihrer Lebensgeschichte ein langjähriges Konsumverhalten und meist mehrfache Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlungen hinter sich. Physische Schädigungen (wie Polyneuropathie, Leberzirrhose, etc.), sowie psychische Schädigungen (wie Korsakow Syndrom, Gedächtnisstörungen, Depression, etc.) und tiefgreifende soziale Beeinträchtigungen (wie soziale Isolation, Verlust der Basiskompetenzen, etc.) können Folgen sein. Aufgrund der vielfältigen Beeinträchtigungen in den verschiedenen Lebensbereichen benötigen chronisch mehrfach abhängige Menschen eine differenzierte, problemorientierte Unterstützung im Alltag.
Suchtmittelfreier Raum
Im Haus Tabor gilt ein grundsätzliches Abstinenzgebot. Das Rückfallrisiko ist bei chronisch abhängigkeitskranken Menschen, aufgrund der Chronifizierung der Erkrankung, deutlich höher als bei anderen Abhängigen. Eine dauerhafte Abstinenz ist die Grundlage, um den vielfältigen körperlichen, kognitiven und sozialen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken.
Suchttherapeutisch arbeitet das Haus Tabor mit einem transparenten Ampelsystem. Suchtmittelrückfälle werden individuell bearbeitet und in regelmäßig stattfindenden Gesprächsgruppen thematisiert. Dabei werden auch Verhaltensstrategien einbezogen, die Rückfälle begünstigen bzw. vermeiden.
STRUKTUR GEBEN UND SICHERHEIT ERREICHEN
Strukturen verändern sich und unsere Umwelt wird immer dynamischer. Viele Veränderungen rufen auch viele Unsicherheiten hervor. Durch Sicherheit und transparente Strukturen unterstützen wir die Betroffenen auf ihrem Weg zur Teilhabe am sozialen Leben. Ein strukturierter Wochenplan und die Teilnahme an der Tagesstruktur sind grundlegende Bausteine. Dabei ist gegenseitige Achtung eine grundlegende Basis unserer Arbeit.
SOZIOTHERAPEUTISCHER ANSATZ
Soziotherapie ist ein Unterstützungsansatz, welcher medizinische, psychotherapeutische und alltagsnahe Maßnahmen umfasst. Soziotherapie bedeutet auch die Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Leben und Bedürfnissen, wie z.B. Essen, Schlafen, Wohnen, Tagesstruktur, aber auch Regeln und Pflichten im sozialen Leben. Orientiert am individuellen Bedarf werden im alltäglichen Zusammenleben die gesunden Anteile gezielt gefördert und Fähigkeiten erarbeitet, die den Klienten eine soziale Teilhabe und größere Selbstständigkeit ermöglichen.
Soziotherapie beinhaltet die Schaffung eines strukturierenden, schützenden und stabilisierenden, suchtmittelfreien Lebensumfeldes, in welchem das alltägliche Leben gefördert wird, Krisen bewältigt und Rückfälle vermieden werden. Alltägliche Abläufe und feste Strukturen, die Einhaltung von Regeln und Normen, die Wahrnehmung von Pflichten und alltagsnahen Aufgaben in einem abstinenten Lebensraum soll wieder eine Struktur in das Leben bringen und damit neue Chancen eröffnen.